1967 - 1980

Im Jahr 1967 formierte sich dann eine neue Vorstandschaft. Ernst Sauter, der seit 1964, nach dem Tod von Alfons Karg, den Musikverein geleitet hatte, wurde als 1. Vorsitzender bestätigt. Die musikalische Leitung übernahmen die beiden Söhne Toni Sauters, Gerhard als 1. Dirigent und Otto als sein Stellvertreter. Für die Musiker brachte dieser Wechsel eine Änderung in dem bisher gewohnten Auftreten bei Festen, Umzügen und Standkonzerten. Der neue Dirigent war bestrebt, das musikalische Niveau der Kapelle auf eine höhere Ebene zu bringen, mit dem Ziel, in naher Zukunft an Wertungsspielen bis zur Oberstufe teilnehmen zu können.

 

Mangels Tracht spielten die Musiker bei einem Standkonzert vor der alten Sennerei in Maderhalm Ende der 60er Jahre in der "Notlösung" weißes Hemd und Bundhose

 

Vorübergehend musste in Bezug auf einheitlich gekleidetes Auftreten ein Schritt zurück getan werden. Durch den starken Zugang an Musikern reichte die vorhandene Tracht bei weitem nicht für alle und eine Neuanschaffung wäre für viele unerschwinglich gewesen. So einigte man sich notgedrungen auf „Ziviles" in Form von Bundhose und weißem Hemd bzw. grauem Anzug. Da es um diese Zeit auch beim Musikverein finanziell nicht zum Besten bestellt war, veranstaltete man auf Initiative von Gerhard Sauter 1968 in Fischen und seinen Filialorten eine Sammlung. Die Fischinger Bevölkerung hat erneut mit einem überaus guten Ergebnis die Verbundenheit mit „ihrer" Blasmusik bestätigt. Die Kapelle konnte sich daher neu einkleiden, neue Instrumente und Notenmaterial beschaffen. Die neue Tracht - der Fischinger historischen Tracht angeglichen mit brauner lacke, rotem Leible und schwarzer Bundhose - wurde im Juni 1968 anläßlich eines abendlichen Standkonzertes vor der alten Post dem Publikum vorgestellt.
Gerhard Sauters Weitblick und pädagogisches Geschick bei der nun verstärkt einsetzenden Heranbildung des musikalischen Nachwuchses trug bald Früchte. An die 400 Musikschüler hat er im Lauf der Jahre ehrenamtlich an verschiedenen Instrumenten ausgebildet. Unterstützt wurde er dabei von älteren, versierten Musikern, die sich als Ausbilder zur Verfügung stellten. Mit der Zahl der Musiker wuchs auch die Sorge um einen geeigneten Proberaum. Nach ständigem Wechsel der Lokalität konnte mit der Eröffnung des neuen Kursaales »Fiskina« am Berger Weg 1970 auch die Musikkapelle einen entsprechenden Raum beziehen. Die Standkonzerte fanden nun bei schlechter Witterung im Kursaal statt.

Große, international beachtete Auftritte hatten die Fischinger Blasmusiker mit dem Trachtenverein »D' Holzar« bei den Oktoberfestzügen 1972 und 1977 in München.
Als Ergebnis hervorragender Nachwuchsarbeit stellte sich erstmals der Bläsernachwuchs - 28 Mädchen und Buben - bei einem vorweihnachtlichen Konzert im Dezember 1972 als eigener Klangkörper vor.
Im Jahr 1973 übernahm Karl Hautmann die Leitung des Musikvereins Fischen. Von da an wurden die beliebten Frühlingskonzerte im Kursaal eine ständige Einrichtung und sind seit 1990 krönender Abschluss der »Fischinger Kultur- und Brauchtumstage«.
Die Beteiligung an Wertungs- und Kritikspielen ließ sich, wie bereits erwähnt, der Dirigent Gerhard Sauter besonders angelegen sein. So konnte die Kapelle seit 1973 in der Mittelstufe und ab 1977 in der Oberstufe ausgezeichnete Ergebnisse erzielen. Unvergessen ist der Überschwang an Freude,wenn die Musiker nach erfolgreichen Wertungsspielen am Sonntagabend nach Fischen zurück kamen und mit klingendem Spiel durch die Straßen zogen. Überall am Weg öffneten sich die Fenster und Türen und viele Einheimische, Kinder und Gäste begleiteten die Kapelle auf ihrem „Siegeszug" durch den Ort. Dieser schöne Brauch ist heutzutage leider Vergangenheit, seit Musikfeste, Wertungsspiele und Bekanntgabe der Ergebnisse
terminlich getrennt sind.

Einen „Bruch" mit Althergebrachtem vollzog die Fischinger Musikkapelle im Jahr 1974, als sie junge Musikerinnen, die durch die Schule von Gerhard Sauter gegangen waren, in ihre Gemeinschaft aufnahm. Bis dahin galt die Blasmusik Allgäu-weit und darüber hinaus als weitgehend männliche Domäne. Rosemarie Fuß, Anette Gogl, Bernadette Hautmann, Beate Jocham und Claudia Sauter waren die ersten, die - politisch korrekt ausgedrückt - die „blasmusikalische Gleichstellung der Frau" in die Tat umsetzten.
Dank eines engagierten Bürgermeisters und eines aufgeschlossenen Gemeinderates konnte die Musikkapelle 1976/77 einen großzügigen Proberaum im neu errichteten Sporthallenbau beziehen. Der dazu gehörige Instrumenten- und Aufenthaltsraum wurde in Eigenleistung ausgebaut.
1978 stellte sich der Musikverein durch die Eintragung in das Vereinsregister mit der Bezeichnung „MUSIKVEREIN FISCHEN e.V." auch rechtlich auf ein sicheres Fundament. Dieser Schritt war, neben der musikalischen Qualifikation, auch Voraussetzung für einen Höhepunkt in der Geschichte der Musikkapelle Fischen nämlich die Verleihung der PRO MUSICA-Plakette 1978 in Saarbrücken. Diese hohe Auszeichnung, die nur den Musikkapellen zuerkannt wird, die eine über 100-jährige, lückenlose Musik- und Kulturpflege nachweisen können, nahmen die Fischinger Musiker - auf Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Volksmusikverbände - stellvertretend für 40 musikalische Vereinigungen in Empfang. Lob und Anerkennung für die Kapelle und den Dirigenten war auch die Mitwirkung am Konzertprogramm des Festaktes.

 

Die Musikkapelle Fischen unter der Leitung von Gerhard Sauter beim Vortrag im Kongresssaal von Saarbrücken. Zuvor durften Karl Hautmann und Gerhard Sauter die PRO MUSICA-Plakette aus der Hand des damaligen Bundeinnenministers Prof. Dr. Maihofer entgegen nehmen.

 

Am 23. Oktober 1977 wurde das von der Musikkapelle auf dem Entschenkopf neu errichtete Gipfelkreuz eingeweiht.

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© Georg Greiner